Darf ich vorstellen …

Von Peter Koncet, Mitglied des DVMB-Vorstands und der Redaktion Morbus-Bechterew-Journal

Unsere bisherigen Vorstellkandidaten waren über das normale Maß hinaus in einer besonderen Funktion für den Gesamtverband aktiv. Das schloss allerdings nicht aus, dass sie durchaus ihre Hauptaufgabe in einem Landesverband haben konnten. Wir schweifen keineswegs davon ab, wenn wir in der kommenden Staffel unsere Aufmerksamkeit weitgehend auf Kandidaten aus den Landesverbänden der DVMB richten. Genauer: die Vorsitzenden unserer Landesverbände. Ihnen kommt mit der Führung ihres Verbands eine verantwortungsvolle Aufgabe innerhalb der DVMB und im Allgemeinen zu. Unsere Landesverbände sind rechtlich eigenständige Verbände und unterstehen nicht dem Bundesverband. Sie kümmern sich im Wesentlichen um die örtlichen Gruppen sowie u.a. um die Beschaffung, Verwaltung und ordnungsgemäße Verwendung von Mitteln. Insgesamt eine sehr wichtige, aber keineswegs leichte Aufgabe, die von ihrer Führung eine ausgeprägte Sozialkompetenz verlangt. Zugleich sind sie die ersten Botschafter ihres Landesverbands.

Frank Balzer

führt seit 2004 als Vorsitzender die Geschicke des Landesverbands Berlin-Brandenburg. 10 Jahre lang bekleidete er zuvor das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. In dieser Zeit gründete er 1996 die örtliche Gruppe Eisenhüttenstadt, die 2004 mit der Gruppe Fürstenwalde und Frankfurt/Oder zur Gruppe Oder-Spree fusionierte, deren Gruppensprecher er bis 2009 war. Noch heute verwaltet er dort die Kasse. Seit 1994 betreut er im Landesverband die Mitglieder in sozial- und behindertenrechtlichen Angelegenheiten. Seit Gründung der Deutschen Morbus-Bechterew-Stiftung 2009 gehört er dessen Stiftungsbeirat an.

Geboren wurde der seit 23 Jahren sehr glücklich verheiratete Familienmensch mit drei Kindern und drei Enkeln am Heiligen Abend 1963 in Eisenhüttenstadt. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Facharbeiterausbildung als Betriebsschlosser. 1985 nahm er ein Ingenieurstudium im Maschinenbau, Fachrichtung Betriebsgestaltung auf. Eine weitere zweijährige Qualifizierung führte 2003 zum erfolgreichen Abschluss als Mediator in der Arbeitswelt. Einen weiteren berufsbegleitenden Studiengang an der TU Dortmund schloss er 2016 als „Partizipationsmanager“ ab.

Frank Balzer arbeitet seit seiner Ausbildung immer noch im gleichen Konzern der stahlerzeugen den Industrie. Der wechselte seinen Namen und er sein Aufgabengebiet. Seit 1994 ist er Sachbearbeiter für Personalwirtschaft und wurde 1996 als Stellvertretender Betriebsrats-Vorsitzender freigestellt. Im Januar 2018 tritt er das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters von Eisenhüttenstadt an. Die ersten Symptome eines Morbus Bechterew traten 1985 bei ihm auf. Begonnen hat es im Feldlager der Armee, als er eines Morgens nicht aufstehen konnte und das rechte Bein wie gelähmt war. Die Schmerzen verstärkten sich von Tag zu Tag in jeder Lage, ob in Bewegung oder Ruhe. Hinzu kam das Anschwellen des rechten Knies, das mehrmals punktiert wurde. Erste Diagnosen waren Morbus Reiter und Morbus Scheuermann. Der Verdacht auf Morbus Bechterew wurde innerhalb von 3 Monaten im Armeelazarett in Dresden-Oberloschwitz gestellt. Anfang 1986 wurde die Diagnose in der Charité Berlin bestätigt. Frank Balzer erinnert sich noch daran, wie schwer es war, damit umzugehen, wenn man trotz starker Medikamente über mehrere Jahre nur noch Schmerzen hatte. „Mein Studium musste ich aufgrund zweier längerer Schübe abbrechen und wurde ab und an sogar als Simulant dargestellt. Jetzt lebe ich sehr bewusst mit dieser Erkrankung und habe sie heute sehr gut im Griff.“ Auf die DVMB wurde er 1989 aufmerksam, als die „Vereinigung Morbus Bechterew in der DDR“ gegründet wurde. Leider ging seine Beitrittserklärung in den Wirren der Wende verloren, sodass er 1993 „erneut“ in die DVMB eintrat. Noch im gleichen Jahr schrieb er den DVMB-Bundesverband an, um in Brandenburg einen Landesverband zu gründen. Zu spät, denn kurz zuvor hatten sich die DVMB-Mitglieder im Bundesland Brandenburg dem Landesverband Berlin angeschlossen. Seine Erwartungen an die DVMB haben sich noch nicht ganz erfüllt. Wichtig wäre ihm, dass in der DVMB eine kreative Mitgliederwerbung und weniger Bürokratie erreicht wird. Die Koordinierung seiner vielen ehrenamtlich übernommenen Aufgaben außerhalb seines Engagements bei der DVMB klappt vor allem deshalb, weil ihm eine große Unterstützung durch seine Familie wiederfährt. Außerdem besitzt er ein gutes Zeitmanagement und ist ein grenzenlos optimistischer, kreativer und lebensbejahender Mensch, dem Familie und Freunde wichtig sind. Seine knapp bemessene Freizeit verbringt Frank Balzer – für den jeder Tag, an dem man nicht einmal gelacht hat, ein verschenkter ist – momentan am liebsten mit seinen drei Enkeln oder fährt mit Freunden und seiner Frau zum Eishockey zu den Berliner Eisbären. Freude bereitet ihm auch die Kräutersuche mit seiner Frau. Seinen Urlaub verbringt er gerne in Deutschland, ebenso im Gasteiner Tal in Österreich und in Schottland. Hier mag er die Gastfreundlichkeit und Offenheit der Menschen und die Ruhe in den Highlands, wo er es genießt, nicht überall Handyempfang und Internetzugang zu haben.

Siegfried Karl FRANK

wurde 2003 Vorsitzender des DVMB-Landesverbands Baden-Württemberg. Bis heute hat er das Amt inne. Die Position des stellvertretenden Vorsitzenden übte er bereits im Jahr 2002 aus. 1983 gründete er diesen Landesverband mit und wurde damals zum Schriftführer gewählt. In den Anfängen des DVMB-Bundesverbands übernahm er dort die Aufgabe eines Rechnungsprüfers. Mitglied in der DVMB wurde er im Februar 1981 nach seiner Teilnahme an der Gründungsversammlung der Gruppe Pforzheim. Seitdem nimmt er dort an der wöchentlichen Krankengymnastik teil.

Die ersten Symptome eines Morbus Bechterew traten bei ihm 1966 mit starken Schmerzen im Bereich der unteren Wirbelsäule auf. Seine Eltern betrieben eine Nebenerwerbslandwirtschaft. Dort half er oft beim Jäten von Beikraut. Siegfried Frank erinnert sich: „Nachdem ich mich gebückt hatte, entstanden beim Aufrichten starke Schmerzen, als hätte mir jemand von hinten mit dem Dolch durch die Wirbelsäule gestochen.“ Dann hieß es anfangs: „Ach, der Junge wächst noch.“ Ein erster Verdacht ging in Richtung Morbus Scheuermann. 1969 wurde erfolgslos während eines Krankenhausaufenthalts röntgenologisch nach den Ursachen gesucht. Drei Jahre später erhielt er die Diagnose Morbus Bechterew. Die damaligen Ärzte hatten ihm eingebläut, lebenslänglich „in Bewegung“ zu bleiben und möglichst gerade zu versteifen. In der Reha in Bad Füssing, in die sie ihn schickten, traf er keinen einzigen Morbus-Bechterew-Patienten. Ein österreichischer Masseur dort klärte ihn über Verlauf und Umgang mit Morbus Bechterew auf. „Heute habe ich durch ständige Physiotherapie bei Rehas und in der DVMBGruppe Pforzheim einen Zustand erreicht, der mich – zwar mit Einschränkungen – zufrieden und ausgeglichen leben lässt.“ Sein geliebtes Tennis ist nicht mehr möglich, aber Radfahren und Schwimmen bereiten ihm noch immer große Freude.

Geboren wurde Siegfried Frank Anfang Juni 1952 in Karlsruhe. Nach der mittleren Reife ließ er sich zunächst in einem Verlag in Karlsruhe zum Industriekaufmann ausbilden. Nach Abschluss dieser Ausbildung holte er das Abitur nach. Anschließend wollte er Berufsschullehrer werden, hätte aber schlechte Aussichten, Beamter zu werden, so ein ihn unterrichtender Lehrer. Danach wollte er „nur“ noch arbeiten gehen und wurde bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder in Karlsruhe zum Rentenrechner ausgebildet und übernahm die Stelle des Büroleiters der Schulen für Krankengymnastik und Beschäftigungs- und Arbeitstherapie der Stiftung Rehabilitation Heidelberg. Der Kontakt zu einigen Berufen im Gesundheitswesen brachte ihn dazu, das Studium der Psychologie aufzunehmen, welches er aber leider ohne Abschluss beendete. Fünf Jahre war er dann in einem Autohaus beschäftigt. Hier erhielt er Zugang und Umgang zu der immer stärker aufkommenden Informationstechnik (IT). 1989 wechselte er zur Universität Karlsruhe (heute KIT – Karlsruher Institut für Technologie) in die Rechnungsstelle der Bibliothek und 1993 in die Zentrale Verwaltung. Sein großes Interesse an der Betreuung Schwerbehinderter verhalf ihm dazu, dass er zum Schwerbehindertenvertreter gewählt wurde. Ab 2001 war er beim Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Stuttgart Hauptschwerbehindertenvertreter, zunächst einige Jahre halbtags für diese Arbeit freigestellt. 2015 endete das Arbeitsverhältnis. Seit dem 1. 1. 2016 bezieht er Rente wegen Schwerbehinderung.

Als Rentner fühlt sich der Liebhaber Klassischer Musik und verheiratete Familienmensch mit drei Töchtern, vier Enkeln und drei Enkelinnen keineswegs. Seine gewonnene Freizeit nutzt er vermehrt zum Radfahren und für Spaziergänge mit seinem Ungarischen Vorstehhund „Kimi“. Stolz ist er darauf, dass er sich trotz der Krankheit nicht hat hängen lassen und immer noch positiv in die Zukunft blickt. „Ich habe meine Krankheit früh akzeptiert und immer versucht, so gut es geht mit ihr zu leben“, berichtet Siegfried Frank, der sich als einen optimistischen Menschen mit viel Geduld sieht und sich von einem eingeschlagenen Weg nicht abbringen lässt.

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