Zum Jubiläum kündigt sich ein Paradigmen-Wechsel an

DVMB-Landesverband Niedersachsen feiert 35. Geburtstag in Walsrode / Vorstand wechselt im kommenden Jahr

Inzwischen eine gute Tradition geworden: Vor der alljährlichen Versammlung pflanzt der Vorstand des Landesverbandes zusammen mit den Ehrengästen einen Taschentuchbaum. (Fotos und Text: Nadine Hartmann)

Alljährlich lädt der DVMB Landesverband Niedersachsen zur großen Delegierten- und Mitgliederversammlung nach Walsrode ein – in diesem Jahr zeitgleich zum 35. Geburtstag des Landesverbandes. Zum Gratulieren hatten sich zahlreiche Ehrengäste angekündigt – doch zeitgleich naht auch das Ende einer 20-jährigen Ära: Im kommenden Jahr hört nach 20 Jahren der Luhdener Rüdiger Schmidt als Vorsitzender auf. Auch seine Stellvertreterin Martina Irrgang aus Porta Westfalica legt das Amt nieder. Glücklicherweise stehen die Nachfolger bereits in den Startlöchern.

Mit dem nahenden Wechsel im Vorstand im kommenden Jahr wird sich auch für den Landesverband einiges ändern: Nicht nur die jahrzehntelange Expertise Schmidts und Irrgangs werden fehlen, auch die Geschäftsstelle, aktuell beheimatet bei Rüdiger Schmidt in Luhden, wird zwangsweise umziehen müssen – wohin, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Zumindest ist die Nachfolge der beiden Vorstands-Urgesteine bereits geregelt: Frank Meidler und Daniel Wilts werden bei den kommenden Vorstandswahlen 2025 für die vakanten Ämter kandidieren.

Doch zunächst sollte zum Auftakt der Veranstaltung eine gute Tradition gepflegt werden: Am Tagungshotel Anders wurde gemeinsam ein Bäumchen gepflanzt, wie schon die vergangenen Jahre. Der Taschenbuchbaum in diesem Jahr ergänzt das kleine DVMB-Wäldchen, das dort entstanden ist. Dabei ließen es sich einige der Ehrengäste nicht nehmen, auch persönlich Spaten und Schaufel in die Hand zu nehmen. In 35 Jahren konnte der Niedersächsische Landesverband viele Freunde und Befürworter finden, die zum Geburtstag Glückwünsche übermitteln wollten, aber auch die aktuellen, gesundheitspolitischen Themen nicht aus dem Blick verloren.

In einer vorgeschalteten Podiumsdiskussion warfen Schmidt, der ehemalige Geschäftsführer Ludwig Hammel, Dr. Inge Ehlebracht-König, Vorsitzende der Rheumaliga, und Moderatorin sowie Schirmherrin des Tages, Vera Cordes – vielen bekannt aus dem NRD-Format „Visite“ –, einen konzentrierten Blick auf die Problematiken in der Behandlung von Bechterew, der Selbsthilfe und dem Ehrenamt. „Damit sich weiter Menschen in der Selbsthilfe ehrenamtlich engagieren, sollten bürokratische Hürden abgebaut werden“, wünscht sich der Landesvorsitzende. Zumindest in der Behandlung von Morbus Bechterew hat sich seit Gründung des Landesverbandes viel getan, wie Cordes konstatiert.

Das kann auch Dr. Inge Ehlebracht-König, ehemals Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Internistisch-Rheumatologischen Klinik des Rehazentrums Bad Eilsen und heute Vorsitzende der Rheumaliga, bestätigen: „Ende der 80er Jahre gab es außer physischen Behandlungen nichts Weiteres. Später kamen dann Basistherapeutika hinzu, die Patientenschulung wurde aufgebaut. In den vergangenen Jahren hat sich die Rheumatologie stark entwickelt, mit den Biologika kamen weitere Verbesserungen hinzu. Die Erkrankung rückte weiter in den Vordergrund, zudem gibt es heute mit dem MRT bessere Diagnosemöglichkeiten, auch für Frühformen. Die Krankheit verläuft nicht mehr ungebremst und kann besser beeinflusst werden“.

Cordes hob in der Diskussion auch die Verdienste Ludwig Hammels zur Bechterew-Aufklärung hervor, dessen Aufrichte-Operation seinerzeit vom TV begleitet wurde. Auch Hammel bestätigt die positiven Entwicklungen in Diagnose, Behandlung und Forschung, stellt aber ebenfalls fest: „Es gibt leider viel zu wenig Rheumatologen“. Was sich alle unisono wünschen: mehr Ärzte, frühere Diagnosen, eine bessere Vernetzung zur Selbsthilfe und mehr Erfolge in der Forschung.

Wolfgang Puschmann, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Walsrode, freute sich, die Mitglieder des Landesverbandes erneut begrüßen zu dürfen: „Schön, dass Sie hier bei jedem Besuch Bäume pflanzen – ich wünsche mir, dass Sie alle immer wiederkommen und irgendwann ein richtiger Wald daraus wird“.

Martina Harting, Geschäftsführerin des Paritätischen Kreisverband Schaumburg, stellte den großen Wert der Selbsthilfe heraus: Allein beim Paritätischen in Niedersachsen existieren 23 Selbsthilfe-Kontaktstellen für insgesamt mehr als 4500 Selbsthilfegruppen. 80.000 Menschen sind in der Selbsthilfe aktiv. „Das sind 80.000 Einzelschicksale. Auch Sie haben fast 2000 Mitglieder mit ihren eigenen Geschichten, Sorgen und individuellen Varianten der Krankheit – das hat Sie hier zusammengeführt. Der Landesverband bietet hier großartige Unterstützung über die Selbsthilfe. Zum 75. Geburtstag des Paritätischen in diesem Jahr möchten wir daher das Ehrenamt in den Fokus setzen, denn ohne würde es auch Ihre Vereinigung nicht geben. In der Zusammenarbeit in Gremien entstehen zudem essentielle Ergebnisse auch für die Belange des Verbandes in der Politik. Daher zeichnen wir auch in diesem Jahr Ehrenamtliche für ihr Engagement aus“, so Harting (weitere Informationen hierzu finden sich auf der Website des Paritätischen).

Dr. Inge Ehlebracht-König machte zudem auf die neue Qualitätsstandards im Funktionstraining aufmerksam, die auch für erfahrene Trainer erneute Schulungen voraussetzen. Evelin Schulz, Geschäftsführerin des DVMB-Bundesverbandes bis April 2024, lobte das Engagement des Landesverbandes: „Selbsthilfe hat einen unschätzbaren Wert, machen Sie weiter so!“

In einer Videobotschaft sandte auch Dr. Anne Fleck, bekannt aus der TV-Sendung „Die Ernährungs-Docs“ ihre besten Glückwünsch: „Ihr seht den Menschen als Ganzen und versucht, versteckte Ursachen aufzuspüren“. Auch Prof. Dr. Jens Gert Kuipers übermittelte Videogrüße aus dem japanischen Kyoto: „Was Sie für Patienten und Mitglieder leisten ist großartig. Dafür, und dass sie an der Forschung mitwirken, meinen großen Dank.“

In der anschließenden Mitgliederversammlung berichtete der Vorsitzende Schmidt über einen leichten Mitgliederrückgang auf 1870 Mitglieder (Vorjahr: 1891 Mitglieder) und ein umfangreiches Veranstaltungsangebot im Jahr 2023. Neben den Vorstandssitzungen, den Mitglieder- und Delegiertenveranstaltungen in 2023 fand das Frauenseminar in Bad Pyrmont im Juni großen Anklang; das Gruppensprecherseminar in Walsrode im September 2023 widmete sich der Schmerzbehandlung als bio-psycho-soziales Modell, und auch auf der Schaumburger Regionalschau mit mehr als 40.000 Besuchern im April 2023 war der Landesverband vertreten.

Auch der Kassenbericht von Schatzmeister Dietmar Oelmann fällt positiv aus: Der Landesverband konnte mit einem positiven Jahresergebnis abschließen. Rund 108.000 Euro an Einnahmen stehen 104.000 Euro an Ausgaben gegenüber. Der Löwenanteil der Einnahmen machen nach wie vor Förderungen aus – im Jahr 2023 beliefen diese sich insgesamt auf 56.844 Euro. „Vielen Dank dafür, denn ohne könnten wir nicht handeln und unser Angebot aufrechterhalten“, erklärt Oelmann. Im kommenden Haushalt  werden geringere Einnahmen durch die Mitgliedsbeitragsrückflüsse erwartet, zudem müssen zusätzliche Kosten für den Umzug der Geschäftsstelle eingeplant werden, sodass sich Einnahmen und Ausgaben negativ gegenüberstehen. Dieses Defizit könne jedoch durch das vorhandene Bankguthaben ausgeglichen werden.

Bei der Delegiertenwahl votierten die Mitglieder zudem dafür, dass Margret Oelmann, Daniel Wilts, Jutta Schmidt-Hauschildt, Kathrin Reinsch, Frank Meidler und Petra Furmakowski den Landesverband bei der kommenden Delegiertenversammlung vertreten werden. 

 

Ludwig Hammel (v. li.), Dr. Inge Ehlebracht-König, Rüdiger Schmidt und TV-Moderatorin Vera Cordes tauschen sich über Problematiken im Ehrenamt und der Behandlung von Bechterew-Patienten aus.

Vera Cordes, Journalistin und TV-Moderatorin, ist dem Landesverband Niedersachsen seit Jahren verbunden und fungiert als Ehrengast zugleich als Schirmherrin des Jubiläumstages.

Martina Harting, Geschäftsführerin des Paritätischen Kreisverband Schaumburg, stellt den Wert der Selbsthilfe heraus: „Auch Sie haben fast 2000 Mitglieder mit ihren eigenen Geschichten – das hat Sie hier zusammengeführt.“

Wolfgang Puschmann, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Walsrode: „Ich wünsche mir, dass Sie alle immer wiederkommen und irgendwann ein richtiger DVMB-Wald entsteht“.

Nach 20 Jahren ist bald Schluss: Landesverbandsvorsitzender Rüdiger Schmidt (2.v.li.) legt im kommenden Jahr sein Amt nieder, auch seine Stellvertreterin Martina Irrgang (li.) macht nicht mehr weiter. Schatzmeister Dietmar Oelmann stellte den Kassenbericht vor.

Insgesamt 44 Delegierte und dutzende Mitglieder nahmen an der DVMB-Versammlung im Hotel Anders teil.

Kathrin Reinsch (v. li) ist Schriftführerin und Webmasterin im Landesverband und verantwortlich für die Gruppensprecher-Ausbildung, Uwe Schicke ist zuständig für die Pressearbeit und Margret Oelmann ist Frauenansprechpartnerin

Auch die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Evelin Schulz (v. li.), hier mit Vera Cordes und Landesvorsitzenden Rüdiger Schmidt, bedankte sich beim Landesverband für die vorbildliche Arbeit bei der Vorstandschaft

In 35 Jahren konnte der Niedersächsische Landesverband viele Mitglieder, Freunde und Befürworter finden, die zum Geburtstag Glückwünsche übermitteln wollten