Erfahrungsbericht

Hans-Jürgen Weber aus Heppenheim (geb. 1947)

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„Meine über 50-jährige Geschichte eines Bechterew-Patienten“

Erste Schmerzen bei schwerer Arbeit 1964/65. Beim Hausarzt wurden Spritzen, Massagen und Tabletten verordnet. Die Schmerzen waren vorzugsweise in den Kreuzdarmbeingelenken. Diagnose - unklar. Für einen Morbus Bechterew war ich noch zu jung, damals - (18/19 Jahre).

Im Spätjahr 1969 bekam ich eine Regenbogenhautentzündung auf beiden Augen. Nach einem Gespräch mit der Augenärztin und in Verbindung mit einem Orthopäden, wurde ich erstmals geröntgt. Das Ergebnis der Diagnose lautete – Morbus Bechterew. Mit 22 Jahren ein Schock, da ich auch zu dieser Zeit viel Sport gemacht habe. Aus der medizinischen Literatur war der Krankheitsverlauf nicht gerade lustig anzusehen.

Nach einem Wohnungswechsel im Jahr 1970 wurde der Morbus Bechterew in einer Orthopädischen Klinik in Heidelberg bestätigt. Außerdem wurde der Bluttest HLA-B 27 durchgeführt - und dieser war positiv. Danach wurde mir das linke Bein eingegipst, vom Knöchel bis zur Hüfte zur Entlastung der Hüfte, jedoch ohne Erfolg.

1972 wurde mir eine BFA-Kur in Oberammergau verordnet. Nach 6 Wochen war das Ergebnis nicht besser. Im Gegenteil - nachts starke Schmerzen beim Schlafen und kurze Schlafzeiten. Entlastung und etwas Linderung kam durch warmes Duschen, Moorbäder zu Hause und bewegen im warmen Wasser (Schwimmbad). Kortison in hohen Dosen und Stangerbäder, Massagen waren wöchentlich meine Therapie.

1974 kam ein junger Orthopäde an die Bergstraße, der sich meiner Beschwerden annahm. Ein Antrag auf Schwerbehinderung auf 50 % wurde genehmigt. Ich konnte sofort ohne Wartezeit bei starken Schmerzen in seine Praxis kommen und dort wurde um die Schmerzstelle Kortison gespritzt.

1974/75 haben wir unser Haus gebaut und gleichzeitig ein Schwimmbad als Bewegungsbecken geplant. Wie es in der damaligen Zeit üblich war, haben wir das Haus mit vielen sehr großen Eigenleistungen gebaut.

1977 haben wir dann das Bewegungsbecken in Betrieb genommen. 28 Grad warmes Wasser und Edelstahl-Therapiestangen an den Wänden erlauben mir nun im Wasser Gymnastik durchzuführen, die auf dem Trockenen nicht möglich waren.

Ab 1978 bin ich erstmals auf Anraten meines Orthopäden in den Radonstollen in Bad Gastein-Böckstein eingefahren. Seit dieser Zeit (1978) absolviere ich fast jedes Jahr eine Kur mit 8 bis 12 Einfahrten und anschließender Gymnastik mit Massagen.

Der Erfolg stellte sich bei mir nach ca. 1 Woche durch Schmerzminderung meistens ein.

Die BFA wollte mich mehrmals zur Kur nach Oberammergau schicken. Da der Erfolg für mich nicht eingetreten ist, habe ich darauf verzichtet. Der Kostenfaktor einer BFA-Kur hätte damals ca. 15.000, 00 DM gekostet, die von der Rentenanstalt bezahlt worden wäre. Ich habe dann immer eine Heilstollenkur auf privater Kosten-Basis von ca. 3.500,00 DM gewählt, weil der Kurerfolg für mich sehr gut verlaufen ist. Meine Krankenkasse hat sich teilweise an den Heilkosten beteiligt.

Die Schmerzlinderung und die Medikamenten-Reduzierung waren sehr groß und halten 6-9 Monate an.

Heute mit 75 Jahren hat mir meine positive Einstellung zum Leben sehr geholfen. Seit einigen Jahren sind auch meine Hände von Rheuma betroffen und der Blutdruck ist wie bei vielen Morbus-Bechterew-Patienten erhöht. Wärme und Bewegung, mindestens 10.000 Schritte am Tag sowie Gymnastik im warmen Wasser und manuelle Therapie tun mir nach wie vor sehr gut.

2020 habe ich die 40. Kur im Heilstollen Bad Gastein durchgeführt. Ich bin fast das ganze Jahr schmerzfrei und komme mit wenigen Rheumamedikamente aus. Die Arbeit im Weinberg (Steigung bis 40 %) machen mir immer noch große Freude. Die Steigung ist gut, man braucht sich nicht so sehr zu bücken. Das Glas Wein am Abend darf auch nicht fehlen.

Mein Vater und unser zweiter Sohn haben auch einen Morbus Bechterew.

Mit einer positiven Einstellung zum Leben, kann man auch mit einem Morbus Bechterew alt werden.