
Erfahrungsbericht
Markus Ritter aus Hafenlohr
Alle Erfahrungsberichte„Nach vier Jahren wusste ich endlich, mit was für einer Erkrankung ich es zu tun hatte“
32 Jahre lang arbeitete ich als Steinmetz und hatte immer wieder mal körperliche Probleme. Diese wurden aber mit der schweren körperlichen Belastung (z. B. Arbeit mit dem Presslufthammer und schweres Heben und Tragen) in meinem schweren Beruf abgetan. Das erste Mal bewusst wahrgenommen, dass etwas nicht mit mir stimmt, habe ich im Jahr 2014. Aus dem Nichts schwoll mir der Fuß an und ich hatte starke Schmerzen.
Bis 2017 wechselten die Symptome: dicke Finger, dicke Fußsohlen, Augenentzündung und Schmerzen an der Wirbelsäule. Ich war HLA-B27 negativ und hatte kaum erhöhte Rheumawerte, aber der Entzündungswert CRP im Blut war ständig stark erhöht. Der Rheumatologe, bei dem ich in Behandlung war, konnte keine eindeutige Diagnose stellen. Nach zwei Jahren mit immer wiederkehrenden starken Schmerzen und einem Dutzend Facharztbesuchen aller Bereiche stellte ich mich in der Helios Klinik für seltene Erkrankungen in Wiesbaden vor: keine Diagnose. Zu meinen Symptomen kam noch hinzu, dass ich ständig müde war und viel schlief. Auch eine ausgeprägte Morgensteifheit machte mir zu schaffen.
Dann kam 2017 der erste Schub mit starken Schmerzen in der Brustwirbelsäule, es ging mit dem Krankenwagen in die Klinik: 39,9° Fieber und im MRT sichtbare Endzündungen der Halswirbelsäule. Nach vielen Untersuchungen und einer Darmspiegelung wurde ich wieder entlassen, ohne Diagnose, aber mit Verdacht auf eine entzündliche rheumatische Erkrankung. Ich bekam Cortison und wie von Geisterhand waren alle Beschwerden weg. Das Cortison musste ich ausschleichen lassen, aber je weniger ich einnahm, umso schlechter wurde mein Gesundheitszustand. Zuhause habe ich dann alle Medikamente abgesetzt, bis mein Gesundheitszustand so schlecht war, dass ich eine Aufnahme in der Rheumatologie der Uniklinik Würzburg über die Notaufnahme erzwingen konnte. Ich bekam Morphinspritzen und der Schmerzpegel sank.
Zu allem Überfluss bekam ich noch eine Thrombangiitis und ich hörte auf Anraten der Ärzte sofort mit dem Rauchen auf. Zeitgleich stellte der Chefarzt der Rheumatologie eine Verdachtsdiagnose. Er sagte zu mir, er kenne nur eine Erkrankung, die solche Symptome hervorruft, die nichtröntgenologische axiale Spondyloarthritis! Er sei sich zu 90% sicher, brauche nur noch eine Bestätigung. Die sichere Diagnose folgte mit zwei endzündeten Achillessehnen. Nach vier Jahren wusste ich endlich, mit was für einer Erkrankung ich es zu tun hatte: die nichtröntgenologische axiale Spondyloarthritis.
Nach einer Bedenkzeit habe ich mich dafür entschieden, ein in das Immunsystem eingreifendes Mittel (Humira) zu spritzen, um von meinem hohen Schmerzpegel zu kommen. Es folgten vier Wochen Reha in Bad Aibling, die mir sehr weitergeholfen hat. Dort wurde ich auch gleich berufsunfähig geschrieben. Zu dieser Zeit fingen meine Augen an, sich immer wieder zu entzünden. Mein neuer Rheumatologe schickte mich zur Uniklinik Heidelberg zur Abklärung, hier keine genaue Diagnose, wahrscheinlich eine Episkleritis. Also gehe ich jetzt regelmäßig zum Augenarzt und muss achtmal am Tag die Augen tropfen. Nach zwei Jahren musste ich Humira absetzen, weil mein Körper Antikörper gegen dieses Mittel gebildet hatte. Heute nehme ich noch meine Augentropfen, Ibuprofen 600, ASS und Blutdrucksenker.
Ich habe inzwischen einen wohl milderen Verlauf, mit schlechten Wochen hin und wieder. Am meisten haben mir der Berufswechsel und das Nichtrauchen geholfen. Sicher auch alle anderen Medikamente und Rehas. Jetzt rauche ich seit viereinhalb Jahre nicht mehr, bin zufrieden in meinem neuen Beruf als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Dreimal die Woche mache ich Walking und gehe regelmäßig zur Krankengymnastik. Viel Bewegung und Wärme, zum Beispiel Sauna und Therme, tun mir sehr gut und ich habe mich mit meiner Erkrankung im Großen und Ganzen arrangiert.