Mehr Sichtbarkeit für Morbus Bechterew

Rheumatologen-Mangel und Diagnoseverzögerung: Ein wachsendes Problem

Die Rheumatologie in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Der Bedarf an rheumatologischer Versorgung steigt, doch bereits jetzt kann er in vielen Regionen nicht mehr gedeckt werden. Zu viele Menschen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung müssen auf eine angemessene Versorgung verzichten oder erhalten sie zu spät.

Besonders kritisch ist die Situation für Menschen mit Morbus Bechterew/axSpA. Bei ihnen dauert es im Durchschnitt sieben Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Lange Wartezeiten auf einen Facharzttermin verschärfen diese Problematik. Die Folgen sind gravierend: Je später die Therapie beginnt, desto größer ist das Risiko, dass durch die fortschreitende Entzündung eine Verknöcherung der Wirbelsäule entsteht.

„Eine frühzeitige Vorstellung beim Rheumatologen kann helfen, die Diagnosezeit zu verkürzen und rechtzeitig mit einer geeigneten Behandlung zu beginnen“, weiß Andreas Brodbeck, erster Vorsitzender des Bundesverbandes der DVMB.  

Alarmierende Zahlen aus der Rheumatologie

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e. V. (DGRh) hat in der vierten Neuauflage ihres Memorandums zur rheumatologischen Versorgung in Deutschland alarmierende Zahlen veröffentlicht. Demnach wären für eine bedarfsgerechte ambulante Versorgung mindestens zwei Fachärzte für Rheumatologie pro 100.000 Erwachsene erforderlich. Dies entspricht einem Bedarf von rund 1.400 Fachärztinnen und Fachärzten – derzeit fehlen jedoch etwa 700. Zusätzlich sind 30 % der berufstätigen Rheumatologen bereits über 60 Jahre alt und werden in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen.

Doch nicht nur der Fachkräftemangel ist ein Problem – auch die ärztliche Ausbildung ist unzureichend. Lediglich 10 von 38 staatlichen Universitäten verfügen über einen eigenständigen rheumatologischen Lehrstuhl. Dies führt dazu, dass zu wenige Medizinstudierende während ihres Studiums mit der Rheumatologie in Berührung kommen.1


1 Braun, J., Albrecht, K., Callhoff, J. et al. Rheumatologische Versorgung in Deutschland. Z Rheumatol 83 (Suppl 2), 249–284 (2024). doi.org/10.1007/s00393-024-01539-2

Forderungen der DVMB


Das Problem ist seit Langem bekannt. Zahlreiche Appelle von Ärzten und Betroffenenorganisationen in den letzten Jahren – auch im Vorfeld der kommenden Bundestagswahl – haben die politischen Entscheidungsträger zum Handeln aufgefordert. 

Auch die DVMB hat sich aktiv an der Debatte um den Rheumatologen-Mangel beteiligt: Im Juni 2024 veranstaltete sie eine Podiumsdiskussion mit einer interdisziplinären Expertenrunde aus Medizin, Gesundheitspolitik und Selbsthilfe in Mainz, um auf die Lage der 450.000 Betroffenen in Deutschland aufmerksam zu machen.

Herausforderungen und Chancen in der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Morbus Bechterew

Podiumsdiskussion vom 22. Juni 2024 beim Austausch-Treffen für engagierte Bechterewler aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland in Mainz – Ausschnitte und Standpunkte

„Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern bereits viertel nach zwölf“

Ein besonders eindringlicher Appell kommt nun von Ernst Kuppinger, Gruppensprecher der DVMB-Selbsthilfegruppe Ludwigshafen im Landesverband Rheinland-Pfalz, der das Problem bereits in der Mainzer Podiumsdiskussion aus Patientensicht schilderte. In einem Schreiben an den Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, fordert er jetzt erneut konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern bereits viertel nach zwölf“, betont Kuppinger und verweist auf die dramatische Versorgungslage Betroffenen.

Sein Schreiben nimmt Bezug auf einen aktuellen Artikel aus der RHEINPFALZ vom 7. Februar 2025 mit dem Titel: „Wer rettet die Rheuma-Patienten?“. Darin wird exemplarisch die Situation in der Vorder- und Südpfalz beschrieben, wo der Mangel an niedergelassenen Rheumatologen zu einer besorgniserregenden Entwicklung geführt hat. 

Zum Schreiben

Die DVMB wird auch in Zukunft mit Nachdruck auf die Missstände in der rheumatologischen Versorgung hinweisen und eine breite Öffentlichkeitsarbeit für die Belange der Morbus-Bechterew-Betroffenen leisten.

Aktuell können Sie uns unterstützen durch:

  • Die Beteiligung an unserer großen digitalen Aktion zum Welt-Morbus-Bechterew-Tag, die am 1. April 2025 startet.
    Weitere Informationen  
  • Die Verbreitung unseres neuen Films mit Comedian Chin Meyer, der die Öffentlichkeit für die Erkrankung sensibilisieren möchte

Chin Meyer bringt Morbus Bechterew ins öffentliche Bewusstsein

Was wissen die Menschen eigentlich über Morbus Bechterew? In unserem neuesten Film begibt sich Kabarettist Chin Meyer, Botschafter der DVMB und selbst von der Erkrankung betroffen, auf die Straßen in Berlin – lassen Sie sich überraschen!